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Siebenbürger Sachsen in der Umbruchphase? Wohin "die Reise gehen" soll? PDF Drucken
Geschrieben von: Michael Weber   

In der Geschichte, aber nicht nur dort, ist es in der Regel bis auf
ganz wenige Ausnahmen so, dass Umbruchphasen und -zeiten erst NACHTRÄGLICH
als solche (nämlich als Zeiten, in denen nicht zurückstellbare Weichen
gestellt worden sind) erkannt werden. Ich glaube, dass wir Siebenbürger Sachsen zur Zeit eine gravierende
Umbruchphase durchmachen, deren Länge ich auf 15-25 Jahre schätzen würde ohne sagen zu können, wie viele

von diesen Jahre jetzt schon vergangen
sind.

Eine detaillierte Gegenüberstellung von "früher" (vor dem Umbruch),
"jetzt" und "in Zukunft" (nach dem Umbruch) kann ich nicht leisten. Ein
Beispiel, eine Gegenüberstellung, möchte ich aber pars pro toto nennen:
Früher war man in der Landsmannschaft oder in HOGs, weil man zusammen
was erlebt hatte, weil man eine gemeinsame Identität hatte. In Zukunft
wird man Mitglied in der LMS oder der HOG, weil man sich für
siebenbürgische Belange und für Omas Buch mit den schönes Kirchen(burgen)
interessiert.
Fazit: früher war es die gemeinsame Identität in einer Gemeinschaft, in
Zukunft wird es das "Interesse an ..." sein. Ich denke, wir befinden
uns jetzt genau in der Übergangsphase.
Wo ist die Krux? Die Krux besteht darin, dass dieser Umbruch innerhalb
unseres Völkchens, innerhalb seiner soziologischen Positionierung und
seines Selbstverständnisses, nicht hinreichend erkannt und - vor allem -
THEMATISIERT wird. Ich fürchte, dass in 50 oder 100 Jahren ein
Historiker festellen wird, dass "der große Umbruch, welcher bei den
Siebenbürger Sachsen um die Jahrtausendwende herum stattgefunden hat, das Volk und
seine Identität im Nachgang ausgelöscht hat".
Wenn wir tatsächlich in einer solchen radikalen Umbruchphase stecken,
sie als solche rechtzeitig (JETZT!) erkennen, dann können wir doch
versuchen, sinnvolle Weichen zu stellen.
Ich denke:
Wir Siebenbürger Sachsen sollten in einem 1. Schritt den Diskurs
führen, wohin "die Reise gehen" soll. Was ist unser Ziel? Haben wir eins?
Brauchen wir überhaupt eins? Was wollen wir der Nachwelt hinterlassen? Wie
wollen wir es hinterlassen? Wollen wir was hinterlassen oder wollen wir
was hinter uns lassen?!
Ich spreche nicht davon, sofort Antworten auf diese Fragen zu geben -
das wäre dann erst der 2. Schritt. Ich spreche davon, dass wir innerhalb
unseres Völkchens eine breite Diskussionskultur etablieren, die sowohl
geographisch als auch hierarchisch (in den verschiedenen Gremien der
Landsmannschaft, der HOGs, der siebenbürgischen Vereine etc.) breit
gestreut sein muss.
Meine Vorstellung wäre die, dass bsp. der Bundesvorstand der LMS die
Umbruchphase (wenn er die jetzige Zeit als solche erkennt) thematisiert.
Es ist aus meiner Sicht eine vordringliche Aufgabe des Vorstandes,
Leitlinien und Ziele zu definieren, die Diskussion anzuregen und nach unten
weiterzugeben.

 

 

Quelle: www.siebenbuerger-sachsen-koeln.de