Siebenbürger Sächsin zur Miss Germany gekürt Drucken
Geschrieben von: Michael Weber   

Eine Siebenbürger Sächsin aus Kronstadt ist die schönste Frau der Republik: Doris Schmidts wurde im Europa-Park bei Rust zur neuen Miss Germany gewählt. Doris ist mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Corinna 1990 nach Deutschland ausgesiedelt. Die 20-jährige BWL-Studentin lebt heute in Karlsruhe-Durlach.
Als am Valentinstag gegen 23 Uhr bekanntgegeben wird, dass sie die Schönste der Schönen ist, atmet sie tief durch und

guckt aus großen braunen Augen ungläubig in die Runde. Die Nationalhymne erklingt, Glitter regnet herab, und die Siegerin des jährlichen Beauty-Wettbewerbs schreitet behutsam den Laufsteg hinab. Siegerkrönchen, Frisur, Make-Up und ihr Lächeln sitzen perfekt, während ein Blitzlichtgewitter der Fotografen über ihr niedergeht. Beobachtet wird Doris Schmidts von 22 freundlich applaudierenden und tapfer lächelnden Konkurrentinnen, für die soeben ein großer Traum geplatzt ist.
Die Siebenbürger Sächsin Doris Schmidts wurde im Europa-Park zur neuen Miss Germany gekürt. Foto: Bernhard Rein
Die Miss Germany wurde nun zum siebten Mal im Europa-Park in Rust (Ortenaukreis) gewählt. In den Vorjahren hatte das Publikum bisweilen ungläubig gestaunt, als die angeblich Schönste des Landes bekanntgegeben wurde. Diesmal gab’s jedoch keine zwei Meinungen über den verdienten Sieg der jungen Karlsruherin, die als amtierende Miss Baden-Württemberg an der Wahl teilnahm. Die Jury, in der ehemalige Sportlergrößen wie Regina Halmich und Heike Drechsler, Schauspieler Christian Wolff oder TV-Ulknudel Elton saßen, wählte sie mit großem Vorsprung auf Rang eins.

Auch ein Experte für gutes Aussehen durfte abstimmen: Werner Mang. Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg wollte in der 1,78 Meter großen Doris Schmidts „eine Mischung aus Sophia Loren und Grace Kelly“ erkannt haben und rühmte ihre „wohlproportionierte Figur, betonte Wangenknochen, unauffällige Nase und natürliche Lippenform“. Er würde Strichzeichnungen von den Kandidatinnen anfertigen, „um symmetrische Körper- und Gesichtsstrukturen zu erkennen“, erläuterte der Chefarzt der Bodensee-Klinik. Schönheit könne man nämlich wissenschaftlich definieren.

Die Zuschauer ließen sich schlicht von der Ausstrahlung Doris Schmidts’ überzeugen, die in einem schwarzen Abendkleid eine prima Figur machte. In der Fragerunde erzählte die charmante Brünette unverkrampft, dass sie in ihrer Freizeit gern liest, Klavier spielt und kocht – am liebsten deftige Kost wie Käsespätzle oder Sauerkrautwickel, eine Spezialität aus Rumänien. In dem Karpatenstaat, genauer gesagt in Kronstadt, ist Doris Schmidts geboren. Sie kam 1990 als Spätaussiedlerin mit ihrer Familie nach Karlsruhe.

Mit ihr freuten sich am Samstag ihre Eltern und ihre ebenfalls bildhübsche Schwester Corinna. „Es ist unglaublich, dass sie die Schönste des ganzes Landes ist“, jubelte ihr Vater Manfred, während Mutter Johanna sich mit einer Mini-Kamera auf die Bühne vorkämpfte, um zwischen Dutzenden von Profi-Fotografen den Triumph ihrer Tochter fürs Familienalbum festzuhalten. Vor der Schönheitskonkurrenz am 14. Februar war nichts dem Zufall überlassen worden: Mehr als 60 Stylisten, Visagisten und Make-Up-Artisten hatten die jungen Damen bereits am Vormittag unter ihre Fittiche genommen. Doris Schmidts war zum Beispiel mit glatten Haaren angereist, in die sie sich auf den letzten Drücker noch Locken eindrehen ließ. Die 800 Gäste im Europa-Park-Dome durften erst ein feines Menü verspeisen (gebratener Garnelen- und Tintenfischspieß, Roulade von der Seezunge mit Safrandip), ehe es auf der Bühne um die Wurst ging. Dabei widerlegten die Kandidatinnen Meldungen, wonach die Deutschen sich zu wenig bewegen und zunehmend unter Gewichtsproblemen leiden. Davon war nichts zu sehen, als die Teilnehmerinnen in Bademoden über den Laufsteg stöckelten. Kein Wunder, so gut wie jede gab an, in ihrer Freizeit gern Sport zu treiben.

Rund 7 500 Frauen wollten die neue Miss Germany werden, in der Hoffnung, damit das Ticket in die Welt der Reichen und Schönen zu lösen; es gab 250 Vorentscheidungen. Doch der Titel bringt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern in erster Linie viele Repräsentationspflichten: Doris Schmidts muss ihr Studium der Betriebswirtschaft in Heilbronn jetzt für ein Jahr unterbrechen, um nahezu täglich auf Messen, in Autohäusern oder Diskotheken gute Miene zu machen – die Gegenleistung für die zahlreichen Sponsoren der nationalen Misswahl.

Herbert Schabel

 

 

Quelle: Siebenbuerger.de